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Technische Herausforderungen & Netzqualität: Warum Mobilfunk nicht überall gleich gut ist
Warum hast du trotz 5G-Anzeige manchmal langsames Internet, Gesprächsabbrüche oder schwankenden Empfang? Die Antwort liegt selten am Smartphone selbst – sondern an einer Vielzahl technischer Faktoren im Mobilfunknetz. In diesem Artikel zeigen wir, welche technischen Herausforderungen die Netzqualität beeinflussen und warum es große Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt.
Netzqualität ist mehr als Balken und 5G-Logo
Viele Nutzer beurteilen Mobilfunk nach Empfangsbalken oder dem angezeigten Netzstandard. In der Praxis spielen jedoch deutlich mehr Faktoren eine Rolle:
- Auslastung der Funkzelle
- verwendete Frequenzen
- Backhaul-Anbindung (Glasfaser vs. Richtfunk)
- Netzarchitektur (LTE, 5G NSA, 5G SA)
- Geräteunterstützung
Erst das Zusammenspiel dieser Punkte entscheidet über die tatsächliche Nutzererfahrung.
Auslastung: Wenn zu viele gleichzeitig online sind
Eine der größten Herausforderungen ist die Zellüberlastung. Jede Funkzelle hat eine begrenzte Kapazität. Wenn viele Nutzer gleichzeitig surfen, streamen oder telefonieren, sinkt die verfügbare Bandbreite pro Person.
Typische Problemzeiten:
- Feierabend (17–22 Uhr)
- Großveranstaltungen
- Bahnhöfe, Innenstädte, Stadien
Selbst ein modernes 5G-Netz kann dann langsamer wirken als LTE in weniger ausgelasteten Bereichen.
Frequenzen: Reichweite vs. Geschwindigkeit
Mobilfunk nutzt unterschiedliche Frequenzbereiche – mit klaren Vor- und Nachteilen:
- Niedrige Frequenzen (700/800 MHz): große Reichweite, gute Indoor-Abdeckung, aber geringere Geschwindigkeit
- Mittlere Frequenzen (1800–2600 MHz): guter Kompromiss aus Reichweite und Speed
- Hohe Frequenzen (3,6 GHz): sehr hohe Datenraten, aber kurze Reichweite
Besonders auf dem Land fehlen oft hohe Frequenzen – deshalb ist dort 5G zwar vorhanden, aber nicht besonders schnell.
Backhaul: Der oft unterschätzte Flaschenhals
Selbst der beste Funkmast bringt wenig, wenn die Anbindung ins Kernnetz schwach ist. Viele Standorte sind noch immer per Richtfunk angebunden statt über Glasfaser.
Folgen:
- begrenzte Gesamtkapazität
- stärkere Schwankungen bei Last
- höhere Latenz
Der Glasfaserausbau ist daher entscheidend für dauerhaft hohe Netzqualität.
5G ist nicht gleich 5G
Viele Netze nutzen weiterhin 5G Non-Standalone (NSA), das technisch auf LTE aufsetzt. Erst 5G Standalone (SA) bringt:
- niedrigere Latenzen
- bessere Netzsteuerung
- höhere Effizienz
Da 5G-SA noch nicht flächendeckend verfügbar ist, bleiben viele Vorteile bislang Theorie.
Indoor-Versorgung: Das Dauerproblem
Dicke Wände, moderne Isolierung und Metallstrukturen schwächen Funksignale stark. Besonders betroffen sind:
- Neubauten
- Bürokomplexe
- Keller- und Erdgeschosswohnungen
Lösungen wie Small Cells, Repeater oder WiFi-Calling sind technisch vorhanden, werden aber noch nicht überall konsequent eingesetzt.
Geräteabhängigkeit: Nicht jedes Smartphone ist gleich
Auch das Endgerät spielt eine Rolle:
- unterstützte Frequenzbänder
- 5G-SA-Fähigkeit
- Modem-Generation
Ältere oder günstigere Smartphones können moderne Netzfunktionen oft nicht voll nutzen – selbst bei gutem Empfang.
Stadt vs. Land: Zwei völlig unterschiedliche Welten
In Städten profitieren Nutzer von:
- dichter Standortstruktur
- mehr Frequenzen
- besserer Glasfaseranbindung
Auf dem Land hingegen sorgen große Funkzellen, weniger Kapazität und schwierige Topografie für spürbare Einschränkungen.
Netzqualität ist komplex – und bleibt eine Dauerbaustelle
Schlechte Netzqualität hat selten nur eine Ursache. Meist ist es das Zusammenspiel aus Auslastung, Frequenzen, Infrastruktur und Technik. Zwar werden Netze jedes Jahr besser, doch echte Gleichwertigkeit zwischen Stadt und Land sowie durchgehend stabile 5G-Erlebnisse brauchen noch Zeit.
Mit dem weiteren Ausbau von Glasfaser, 5G-Standalone und später 5G-Advanced dürften sich viele Probleme lösen – Schritt für Schritt.
